Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Werbemotiv zum Projekt "Residieren, Restaurieren, Recyclen"

Nachhaltige RessourcennutzungNatürliche Werkstoffe für keltische Häuser

Bereits die Kelten der Heuneburg nutzten die natürlichen Ressourcen ihrer Umgebung für den Bau ihrer Stadt. Neben Holz fand unter anderem Lehm in verschiedenen Formen im Bau der Befestigungsmauer und der Gebäude Verwendung. Auch die Dächer wurden mit unterschiedlichen natürlichen Materialien eingedeckt.

Heuneburg – Stadt Pyrene, Holzkonstruktion mit Rutengeflecht im Herrenhaus

Das Herrenhaus in der Bauphase: eine Holzkonstruktion mit Rutengeflecht.

Natürliche Ressourcen klug eingesetzt

Die Häuser auf der Heuneburg bestanden aus einfachen Holzkonstruktionen, deren Wände aus Rutengeflecht gefertigt waren. Sie wurden mit einem Lehm-Strohgemisch verputzt und von außen weiß gekalkt. Hierbei nutzten die Kelten die natürlichen Eigenschaften des Lehms, der Feuchtigkeit gut aufnehmen und auch wieder abgeben kann. Dies trug nicht nur zur Erhaltung des Holzes bei, sondern sorgte gleichzeitig für ein gutes Raumklima.

Heuneburg – Stadt Pyrene, rekonstruiertes Haus

Die mit Lehm gebauten und weiß verputzen Häuser vermittelten ein eindrucksvolles Bild.

Ein allzeit beliebter Baustoff

Seit Jahrtausenden wird Lehm in vielen Regionen zum Bauen verwendet: von einfachen jungsteinzeitlichen Hütten mit Lehmbewurf über mittelalterliche Fachwerkhäuser bis in die Neuzeit hinein. Auch heute erlebt der Lehmbau eine regelrechte Renaissance im Bauwesen. Denn seine feuchtigkeits- und temperaturregelnden Eigenschaften, seine Wiederverwendbarkeit und die leichte Verfügbarkeit aus lokalen Vorkommen sorgen für eine anhaltende Beliebtheit des Baustoffs.

Heuneburg – Stadt Pyrene, rekonstruierte Häuser

Die rekonstruierten Häuser zeigen mögliche Formen der Dacheindeckung bei den Kelten.

Holzschindeldächer bei den Kelten

Wie die Dächer der Häuser auf der Heuneburg aussahen, ist bis heute ungeklärt. Doch auch hier haben die Kelten natürliche Baumaterialien verwendet. So zeigen archäologische Funde aus Mitteleuropa, dass bereits um 1000 v. Chr. handgefertigte Holzschindeln zur Dacheindeckung genutzt wurden. Lokale Holzvorkommen und kurze Transportwege sicherten wohl eine leichte Beschaffung des Materials, das aber aufwendig zu Schindeln verarbeitet werden musste.

Heuneburg – Stadt Pyrene, Detailaufnahme eines Strohdachs

Die Halme der Reetdächer dienen den Wildbienen als wichtige Nist- und Brutplätze.

Ein Dach für Mensch und Wildbiene

Die Nähe zur Donau sicherte den Kelten – neben Stroh, das reichlich vorhanden war – zudem ein weiteres Deckmaterial für ihre Dächer: Schilfrohr beziehungsweise Reet. Das in feuchten Gebieten reichlich vorhandene Schilfrohr wurde in den arbeitsarmen Wintermonaten geschnitten und in getrocknetem Zustand zur Dacheindeckung verwendet. Bei richtiger Verarbeitung ist Schilfrohr ein langlebiges, nachhaltiges Deckmaterial mit guter Wärmedämmung. Heute stellen die Reetdächer der rekonstruierten Häuser auf der Heuneburg wichtige Lebensräume für Insekten wie bestimmte Wildbienenarten dar.

Heuneburg, Außenansicht, Tor

Eine Stahlsilhouette markiert die ehemalige Toranlage.